INDIA - BAJAJ

...eine kleine Einführung in indische Vespa Modelle

Piaggio hat in den 1950er Jahren viele Vespa Roller nach Asien u.a. auch Indien geliefert (VBA-Modelle). Da aber schnell klar wurde, dass dies zu einer Überlastung führte, baute man dann ab ca. 1961, im eigens dafür entwickelten Werk in Pune - Indien, bis ca. 1972 Vesparoller (Vespa 150) unter ganz offizieller Piaggio-Lizenz. Dies erledigte in Indien die Firma Bajaj. Aufgrund von indischen Privatisierungsmaßnahmen der indischen Regierung, auch bedingt durch den letzten Pakistanisch-Indischen-Krieg und anderen Lizenzstreitigkeiten wurde diese offiziellen Lizenzbauten ca. 1972 beendet. Man hatte zwar noch ein sogenanntes Agreement, was aber auch in den kommenden Jahren auslief.

Bajaj baute fortan die gleichen Blechroller in Eigenregie weiter; man hatte ja sowieso noch die Fertigungsstraßen. Anfänglich wurden sogar noch orig. italienische und sogar deutsche Teile (z.B. Hella Produkte) verbaut. Bajaj und Piaggio lieferten sich über die Jahre hinweg u.a. auch in Deutschland einige Streitigkeiten, was allerdings die Inder nicht davon abhielt ihrer Linie, der Produktion von baugleichen Modellen, treu zu bleiben.

Anfang der 1980er Jahre gab es einen Importeur aus Süd-Hessen, der sich der Marke Bajaj annahm und ein paar Chetak-Modelle importierte. Diese waren teils mit Blinkern und etwas anderen Motorkomponenten ausgestattet (für Deutschland gab es auch die 125er Version wo Kurbelwellenhub, Zündung u. Zylinder anders und in diesem Bereich nicht kompatibel mit den Standard-150er Motoren der Largeframes sind). Nach kurzer Zeit und einigen Problemen mit anderen Rollerherstellern ähnlicher Bauart *zwinker* wurde das Ganze dann wieder sein gelassen... Später in den 90er gab es dann im Berliner Raum einen Bajaj-Importeuer der es wieder versuchte und auch vergleichsweise länger aushielt. 2007 war auch bei ihm Schluss, zumindest mit den letzten Ersatzteilen,  wozu man noch den Support anbieten musste.

 

Vorher, ca. 1983 suchte Piaggio wieder einen eigenen Partner in Indien, da dieser Markt bis heute (neben China und Vietnam) als größter Zweiradmarkt weltweit gilt, und fand diesen schließlich in der Firma LML (Lohia Machines Ltd.). LML begann 1984 original Piaggio Teile nach Europa zu liefern und startete anschließend unter Lizenz mit dem Bau des Modells NV (Mischung aus Vespa PX (alt) 1.Serie und der PX-Lusso). 1999 endete dann das joint-venture mit LML. Diese bauten dann ebenfalls unter Eigenregie das Modell Star mit nur winzigen optischen Unterschieden zur wieder von Piaggio neu aufgelegten Vespa PX. Seit ca. 2011 gibt es sogar einen hochwertigen 4-Takt-Motor in diesen Star-Modellen, der ausschließlich in Indien gefertig wird und vorerst nur exportiert wurde.

 

Seit 2003 hat Piaggio sogar wieder eine offizielle Fabrik in Indien (PVPL, Baramati) in der Vespa-Automatik-Roller (und andere Teile für den Piaggio Konzern) für angeblich nur den asiatischen Markt hergestellt werden. 

 

...und seit 2009 gibt es noch ein zusätzliches Werk in Vietnam (das aber nur am Rande).

 

Mittlerweile kommen auch ein Großteil der ORIGINAL-PIAGGIO Teile aus ASIEN.

 

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Folgende indischen Blechrollermodelle (ind. Produktion die nicht für den Export bestimmt waren), die der Piaggio Vespa fast 1:1 gleichkommen, heißen u.a.:

 

  • Vespa 150 VBA  (ca. 1960 - 1961)
  • Vespa 150         (ca. 1961 - ca. 1971)
  • Bajaj 150          (ca. 1970 - 1977)
  • Bajaj Priya        (ca. 1975 - 1990)
  • Bajaj Super       (ca. 1976 - 2006)
  • Bajaj Chetak      (ca. 1972 - 2009)
  • Bajaj Chetak Europa (ca. 1989-1999)

 

Vespa 150

 

ab ca. 1959/60 exportierte Piaggio einige wenige Vespa 150 (VBA-Modelle) nach Indien. Später wurde dieses Modell dann unter Piaggio Lizenz von Bajaj weiter gebaut. Die indische hergestelle Vespa 150 wurde dann unter der Präfix-Rahmennummer: V252 und V462 vertrieben. Hier wurde der speziell für den indischen Markt angefertigte VBA/VBB-Lenker mit einem runden, anstatt wie üblich, einem muschelförmigen Tacho, verbaut. Ansonsten ist der Roller 100% baugleich mit der Vespa 150 (VBA/VBB).

 

Bajaj 150

 

Dieses Modell ist ein Mischmodell. Die frühen Modell waren jedoch noch baugleich mit der Vespa 150 und es wurde zuerst nur der Name geändert. Später, ca. ab 1973, nahm man dann den Rahmen des Modells (Vespa) Super/Sprint, jedoch montierte weiterhin die runden Backen der Vorgängermodelle. Am Rahmen selbst wurde sonst nur das Piaggio-Hexagon-Emblem durch das ebenso bei Bajaj typische Hexagon (6-Eck)-Emblem ersetzt. Rahmennummer: 03C xxx xxxx

 

Bajaj Priya

 

Das Modell Priya ist eine klassisches Replica der Vespa 150, die nicht von Piaggio in Lizenz gebaut, sondern vorerst unter Lizenz von Bajaj, bei der später in die Bajaj-Group eingegliederte Firma Maharashtra Scooters, produziert wurde.

Die Priya gab es vorerst nur mit einem 3-Gang (VBA)- und später auch mit einem 4-Gang (VBB) Motor, war weiterhin 8-Zoll bereift und rahmenbaugleich mit dem Modell Bajaj 150.

Rahmennummer je nach 3-oder 4-Gang: 04C xxx xxxx

 

Bajaj Super

 

Die Super ist, wie der Name schon sagt, das baugleiche Gegenstück zu der Piaggio Vespa 150 Super. Bis auf den guten, alt bewährten Bajaj-Lenker mit rundem Tacho (der nun minimal "höher gelegt" wurde) ist alles gleich. Der Rahmen selbst ist natürlich weiterhin baugleich zu den Piaggio Modellen: Super, Sprint, GTR, GL, GT etc.

Rahmennummer ab 05C xxx xxxx

 

Bajaj Chetak

 

Der Chetak (nicht die Chetak) ist wohl der am meisten verbreitete Blechroller auf der ganzen Welt. Es gibt ihn seit ungefähr 1972 und er wurde im Gegensatz zu anderen Modelle quasi 37 Jahre ohne großartige Veränderungen (vor allem am Rahmen) gebaut. Dafür gibt es ihn auch in etlichen Varianten –von einfach und schlicht, bis hässlich und modern und sogar schon in den frühen 90er Jahren als 4-Takter (leider eine Fehlentscheidung der Bajaj-Führung, denn die damalige Entwicklungsstufe für einen 4-Takt-Schaltmotor im bekannten Motorgehäuse war noch nicht ausgereift). LML schaffte dies auch erst ca. 2007). Der Chetak ist vom Rahmen baugleich mit der Vespa Sprint, Vespa GTR, Vespa 180SS, Vespa GL und GT und auch, von der einen nicht abnehmbaren Backe abgesehen, mit der Vespa Rally und TS. Er wurde meist mit rundem großen Lenker/Scheinwerfer (130mm) und muschelförmigem Tachometer (der VBA/VBB-Modelle) ausgestattet, und ganz selten (nur in den 70er Jahren) mit viereckigem Scheinwerfer, genau wie bei der "normalen" Vespa Sprint, der Vespa GL und der Vespa 180SS. Der Chetakroller hatte immer 10"-Bereifung und 12 Volt Kontakt, später, ca. Mitte der 80er Jahre kam dann die revolutionäre 12V Elektronik hinzu.

 

Piaggio Lizenz:

 

Die Geschichte mit indischen Rollern und deren Lizenzbauten ist stark kontrovers diskutiert und nur wenige Menschen wissen wie es wirklich ist/war. Fakt ist, dass Piaggio nur für den indischen Markt unter Lizenz produzieren wollte; die in Indien ansässige Firma Bajaj (die, die die Lizenz von Piaggio für den Bau von Vespas hatte) hingegen, wollte einige Modelle auch unter ihrem Namen exportieren (z.B. USA), was schließlich zu einem Streit mit Piaggio führte und Bajaj vorerst nicht exportieren durfte. Als das Markenrecht abgelaufen war, wurden auch Bajaj Roller in die USA und nach Europa geliefert.

 

In vielen Online-Shops werden Produkte mit dem Namen Bajaj USA verkauft, wo aber nichts anderes dahinter steckt als Bajaj Indien – also "Made in India". Das ist nur ein Weg um ein wenig von Indien abzulenken bzw. die Qualität "hochzuschrauben".

 

Deutsche Bajaj Vespas (nur für den Export nach USA/Europa, in Indien nicht erhältlich gewesen):

 

Anfang der 1980er Jahre gab es einen Importeur aus Süd-Hessen, der sich der Marke Bajaj annahm und ein paar Chetak-Modelle importierte. Diese waren teils mit Blinkern und etwas anderen Motorkomponenten ausgestattet (für Deutschland gab es auch die 125er Version wo Kurbelwellenhub, Zündung u. Zylinder anders und in diesem Bereich nicht kompatibel mit den Standard-150er Motoren der Largeframes sind). Nach kurzer Zeit und einigen Problemen mit anderen Rollerherstellern ähnlicher Bauart *zwinker* wurde das Ganze dann wieder sein gelassen... Später in den 90er gab es dann im Berliner Raum einen Bajaj-Importeuer der es wieder versuchte und auch vergleichsweise länger aushielt. 2007 war auch bei ihm Schluss, zumindest mit den letzten Ersatzteilen,  wozu man noch den Support anbieten musste.

 

Die orig. indischen Bajaj-Roller hingegen sind, wie schon erwähnt, 100% Piaggio-Vespa kompatibel, sowohl vom Motor als auch zu 90% vom Rahmen her.